Was ist Wahrnehmung?
Wahrnehmung ist die Art und Weise, wie dein Inneres die Welt interpretiert.
Sie verbindet äußere Sinneseindrücke mit inneren Prozessen wie:
- Gedanken,
- Gefühlen,
- Erinnerungen,
- Bewertungen,
- körperlichen Empfindungen und
- inneren Bildern.
Dadurch entsteht eine sehr persönliche Sichtweise, nämlich deine eigene innere Realität.
Zwei Menschen können dieselbe Situation erleben und dennoch völlig unterschiedlich wahrnehmen.
Warum nimmt jeder Mensch Dinge anders wahr?
Wahrnehmung wird durch viele Faktoren beeinflusst, unter anderem durch:
- frühere Erfahrungen und Prägungen,
- Erwartungen und innere Bilder,
- aktuelle Stimmung,
- Gedanken und Bewertungen,
- körperliche Signale wie Müdigkeit oder Stress und
- die Richtung deiner Aufmerksamkeit.
All das trifft sich in einem Moment und formt, wie du ihn erlebst.
Wahrnehmung vs. Aufmerksamkeit – der Unterschied
Diese beiden Begriffe werden oft gleichgesetzt, gehören aber zu unterschiedlichen Ebenen:
- Aufmerksamkeit bestimmt, worauf du deinen Fokus richtest.
- Wahrnehmung beschreibt, wie dieser Fokus in dir ankommt und interpretiert wird.
Aufmerksamkeit ist deine Ausrichtung. Wahrnehmung ist dein inneres Erleben.
Beides beeinflusst sich gegenseitig, aber es ist nicht dasselbe.
Warum ist Wahrnehmung so wichtig?
Wie du etwas wahrnimmst, beeinflusst unmittelbar:
- welche Gedanken entstehen,
- welche Gefühle sich zeigen,
- wie dein Körper reagiert,
- wie du Entscheidungen triffst,
- ob du dich gestresst oder sicher fühlst.
Deine Wahrnehmung ist damit der Ursprung vieler innerer Prozesse. Sie entscheidet, ob eine Situation klar oder belastend wirkt, ob du innerlich dicht machst oder offen bleibst.
Wie funktioniert Wahrnehmung im FeelUp-Modell?
Wahrnehmung entsteht in mehreren Schritten, die meist unbewusst ablaufen.
Im FeelUp-Modell werden sie sichtbar gemacht:
- Ein Reiz entsteht – etwas im Außen oder Innen bewegt dich.
- Dein System filtert – Erfahrungen, Erinnerungen und Bewertungen greifen ein.
- Ein Gedanke formt sich – meist automatisch und sehr schnell.
- Ein Gefühl entsteht – der Körper reagiert.
- Die Wahrnehmung verdichtet sich – „So ist es gerade für mich.“
Wenn du diesen Prozess erkennst, entsteht mehr innerer Raum. Du kannst bewusster entscheiden, welche Gedanken du stärken willst sowie wie du mit dem entstehenden Gefühl umgehen möchtest.
Beispiel aus dem Alltag
Du siehst eine Nachricht auf deinem Handy. Der Inhalt ist sachlich, aber du nimmst sie als scharf oder vorwurfsvoll wahr.
Die Ursache liegt selten in der Nachricht selbst, sondern in deiner aktuellen inneren Lage:
- Vielleicht bist du müde,
- vielleicht gerade angespannt,
- vielleicht erwartest du etwas Bestimmtes,
- vielleicht hast du eine Erinnerung, die mitschwingt.
Dieselbe Nachricht kann an einem entspannten Tag völlig harmlos wirken.
Das zeigt: Wahrnehmung spiegelt nicht, was „ist“, sondern wie es in dir ankommt.
Was Wahrnehmung nicht ist
Wahrnehmung bedeutet nicht:
- objektive Realität,
- unveränderliche Wahrheit,
- ein neutrales Abbild der Situation,
- eine rein kognitive Einschätzung,
- dass du „zu sensibel“ oder „zu wenig sensibel“ bist.
Wahrnehmung ist immer subjektiv – und genau das macht sie so wertvoll für Selbstregulation und tieferes Verständnis.

